Osterhofener Anzeiger vom 11.02.2015
Noch trägt das Eis nicht
Übung der Wasserretter der Kreiswasserwacht Deggendorf – Eistauchen- und Rettung
Osterhofen. (md) Unsere Bäche, Flüsse, Seen und Teiche werden jetzt im Winter wieder von zahlreichen Menschen besucht, um Schlittschuh zu laufen oder Eisstock zu schießen. Die winterlichen Gewässer lauern jedoch mit großen Gefahren auf jeden, der notwendige Maßnahmen außer acht lässt.
Nach einem Sturz ins eiskalte Wasser oder einem Einbruch ins Eis besteht akute Lebensgefahr durch Unterkühlung, erfrieren oder gar ertrinken.
Eine wichtige Übung der Kreiswasserwacht wurde am vergangenen Sonntag am Sattlinger Weiher durchgeführt, nämlich die Eisrettung. Hierzu trafen sich die Wasserwacht der Ortsgruppe Metten, Osterhofen und Hengersberg. Die trügerische Gefahr mit den zugefrorenen Weihern machte es überaus wichtig, eine Übung durch zu führen. Die Weiher oder Seen seien zwar gefroren, aber mit einer Stärke von nur vier bis sechs Zentimeter, noch nicht im Bereich, dass man sie gefahrlos betreten kann. Der Schnee auf dem Eis wärmt dazu, die Einbruchgefahr ist noch gegeben.
Unter den wachsamen Augen von Ludwig Helfrich, Leiter der Kreiswasserwacht fand die wichtige Übung statt. Er stand den sechs jungen Tauchern und der Gruppe der Wasserwachtmitglieder mit Rat und Tat zur Seite und gab Anweisungen, Hilfestellung und nützliche Tipps. „Die Mitglieder müssten die Anfahrtswege kennen, um schnell und gezielt bei einer Rettungsaktion ‘Mensch ins Eis eingebrochen’, eingreifen zu können“, bekräftigt Helfrich. Denn bei einem Einbruch in das eiskalte Wasser in der Winterzeit seien die Überlebenschancen nicht sehr groß. Zumal die Kinder keine Neoprenanzüge anhaben, wie die Retter der Wasserwacht.
Zu Beginn wurden große Löcher ins Eis geschlagen, mit einem Boot wurden die Einsatztaucher im Dreierteam auf den See gebracht. Ein Taucher ist dabei unter Wasser, ein zweiter wartet im Wasser beim Boot und ein dritter Mann ist im Boot.
Unter Wasser musste der Taucher von einem offenen Eisloch zum nächsten finden. „Das ist gar nicht leicht, unter Wasser hat der Taucher überhaupt keine Sicht und ist somit orientierungslos“, so der Übungsleiter. Der Leinenführer im Boot gibt dem Taucher über die Leinen unter Wasser Orientierungshilfe, damit dieser zügig das zweite offene Eisloch erreichen konnte.An Land befindet sich eine Seilmannschaft, die sich um das Boot kümmert, damit man dieses wieder gesichert an Land ziehen kann. Eine weitere Übung wurde an diesem Tag mit dem Eisschlitten durchgeführt. Dieser ist nur in einer Tasche verstaut und sehr leicht zu handhaben. Dieser bläst sich von selbst auf und ist relativ schnell einsatzbereit. Mit der Seilmannschaft verbunden und gut gesichert, mussten nun die einzelnen Mitglieder mit dem Eisschlitten eine ins Wasser eingebrochene Person retten.
Der Schlitten ermöglicht es, möglichst nah zur Einbruchstelle vorzudringen. Der Retter liegt flach auf dem Schlitten und kann so die Wasserrettung vornehmen. Eine Klappe vorne am Schlitten schützt den Verletzten vor den scharfen Kanten des Eises und weiterem Einbruch des Eises. Mit einigem Kraftaufwand lässt sich so der Verunglückte aus dem Wasser ziehen. Die Seilmannschaft an Land zieht nun mit vereinten Kräften die beiden Personen auf dem Rettungsschlitten an das sichere Ufer.
„Bei einer Eisdecke von vier Zentimeter trägt es eine Person, bei einer Dicke von acht Zentimetern könnten schon zwei Personen gemeinsam auf das Eis, bei einer Dicke von zwölf Zentimetern kann das Eis bereits mit einem Pferdeschlitten und bei einer Dicke von 18 Zentimetern kann der zugefrorene See sogar mit einem Auto befahren werden“, weiß der Experte und warnt gleichzeitig, dass die Eisschicht derzeit noch sehr dünn ist.
Artikel aus Osterhofener Anzeiger vom 11.02.2015
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