Donau-Anzeiger vom 23.07.2013
Baden in Flüssen: „Gefahr wird unterschätzt“
Tipps und Verhaltensregeln vom zweiten Vorsitzenden der Wasserwacht Osterhofen Karsten Wirler

Osterhofen. (ls) Temperaturen um die 30 Grad, Sonne pur. Das warme Wetter lädt derzeit eigentlich dazu ein: Ein abkühlendes Bad in der Donau oder ein Besuch des Freibads Osterhofen. Doch unterschätzen viele die Gefahren beim Genießen des kühlen Nass. Besorgniserregend sind derzeit die Zahlen der Badeunfälle und Vermisstensuchen an der Donau, die die Donau falsch eingeschätzt haben. Das ist Grund genug für die Wasserwacht Osterhofen, ein Appell an die Osterhofener zu richten.
Mit den heißen Tagen wächst das Badevergnügen - aber auch die Gefahr zu ertrinken, weiß die Wasserwacht. Zweiter Vorsitzender Karsten Wirler rät deshalb zu erhöhter Vorsicht: Wer erhitzt ist, sollte sich vorher abfrischen, wer gerade gegessen hat, noch eine Weile warten, ehe er ins Wasser springt. Und: Jeder sollte Ausschau halten, wie es den Badenden um ihn herum geht. Ertrinkende schreien nicht um Hilfe, winken nicht und machen auch oftmals nicht auf sich aufmerksam, wie man es immer wieder irrtümlich meint. Ein Ertrinkender versucht sich selbst aus seiner misslichen Lage zu befreien und schnappt nach Luft. Wirlers Tipp für die Badegäste im Freibad: „Wer beobachtet, dass ein Schwimmer immer wieder untertaucht oder nach Luft schnappt, sollte ihn einfach ansprechen, ob alles in Ordnung ist. Wer allerdings einen Ertrinkenden in der Donau sieht, sollte nicht nachspringen“, rät Karsten Wirler, und spricht dabei die Strömung an, die oftmals zu stark sei. Hier gelte es sofort die 112 zu wählen und einen Notruf abzusetzen. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig.
„Viele unterschätzen die Gefahren in Flüssen und glauben, solange das Wasser flach sei, könne nichts passieren“, so Wirler. Das Gegenteil sei aber der Fall. Die Wasserwacht rät generell vom Baden in Flüssen ab. Unterströmungen seinen unberechenbar und könnten selbst geübte Schwimmer schnell in die Flussmitte ziehen. Außerdem könnten große Schiffe mit ihrer Bugwelle dafür sorgen, dass man in vermeintlich flachen Uferabschnitten innerhalb weniger Augenblicke nicht mehr stehen könne. Auch wenn die Strömung vom Ufer aus betrachtet nicht sonderlich stark aussehe, sei sie doch häufig kräftig genug, um Schwimmer an den Rand ihrer Kräfte zu bringen. Zudem bestehe auf Flüssen die Gefahr, dass Schwimmer durch die Strömung in die Schifffahrtsrinne gelangen. Schiffe und Wasserbauwerke wie Wehre können für Schwimmer lebensgefährlich sein. Wirler rät Schwimmern, diese Gefahrenpunkte weiträumig zu umschwimmen. Unberechenbare Strömungen machen die Donau zum unsicheren Badeort. Viele unterschätzen die Strömung.“ Auch Strudel unter der Wasseroberfläche und Kehrwasser seien gefährlich.
An den schönen Kiesstränden und im flachen Wasser könne man baden, doch müsse man wissen, was man tut. Vor allem sollten Kinder nie ohne Aufsicht baden. Sie können all die Gefahren erst recht noch nicht einschätzen. Eltern sollten daher immer in der Nähe sein. „Wer die Donau nicht kennt, der sollte auch nicht darin baden“, so Wirlers Appell an die Sonnenanbeter. Unverständlich sind für ihn die Brückenspringer. Viele sind sich der Gefahr nicht bewusst, wenn sie einfach von einer Brücke ins unbekannte Gewässer springen. Es komme immer wieder vor, dass sich gerade hier Leute schwer verletzten.
Gerät ein Schwimmer im Badeweiher in Not, könne man eventuell hineinspringen und ihm helfen. Allerdings bestehe die Gefahr, dass der Ertrinkende in Panik gerät und den Retter mit hinunterzieht. Die Wasserwacht, so berichtet Karsten Wirler, lernt deshalb besondere Rettungsgriffe, um dem Ertrinkenden zu helfen, sich aber auch von ihm befreien zu können. Wirlers wichtigster Tipp für das Baden in freien Gewässern: „Auf alle Fälle nicht alleine reingehen.“
Gerade Baggerseen seien für unerfahrene Schwimmer gefährlich. Baggerseen seien am Ufer meist ein paar Meter ziemlich flach, um dann an einer Abbruchkante schlagartig sehr viel tiefer zu werden. Diese Kante ist meist nicht erkennbar.
In stehenden Gewässern gebe es zudem heftige Temperaturschwankungen - eine weitere Gefahr für Badende. Gelangt ein Schwimmer in einen Bereich, wo das Wasser deutlich kälter ist, kühlt sein Körper sehr schnell ab. Das wiederum lässt die Kräfte schwinden. Deshalb gelte beim Baden auch immer: „Wer zu frieren beginnt, sollte das Wasser sofort verlassen.“
Artikel aus Donau-Anzeiger vom 23.07.2013
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